11 Dinge, die ich gerne vor der Geburt meines Kindes gewusst hätte

Vor der Geburt des ersten Kindes hat man in der Regel viele Fragen und Ängste im Kopf. Auch ich hatte diese und habe gegoogelt und Freundinnen, Kolleginnen, meine Mutter wie auch Schwiegermutter zu Ihren Erfahrungen befragt. Dennoch kam für mich vieles irgendwie überraschend und anders als erwartet. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass es ein unausgesprochenes Gesetz gibt, welches besagt, dass man über bestimmte Dinge nicht sprechen soll, damit man andere Erstgebärende nicht ängstigt. Ich möchte auch mit Sicherheit keine Ängste schüren, aber trotzdem einiges offen und ehrlich hier erzählen. Deswegen gilt:

– bitte nur lesen, wenn Du bereit dazu bist
– bitte immer dabei bedenken, dass dies sehr subjektiv trotzdem ist und bei jeder Frau ganz anders sein kann

1. Die langsame Rückbildung der Bauchmuskeln nach der Geburt

Ich hatte keine Ahnung, dass es nach der Geburt noch sehr lange (Wochen bzw. Monate) dauert, bis die geraden Bauchmuskeln an Ihren Platz zurückkehren. Wochenlang nach der Geburt, bis nach dem erfolgten Rückbildungskurs gilt, dass man z.B. nicht aus der Liegeposition gerade nach oben gehen darf, sondern nur seitlich. Ich fand das recht nervig, ungewohnt und weiß nicht wie oft ich es auf Dauer vergessen habe. Ich hoffe meine geraden Bauchmuskeln schaffen es noch an Ihren alten Platz zurück. Man spürt sehr lange wegen der fehlenden Deckung durch die Bauchmuskeln seine Gedärme direkt unter der Haut. Der Bauch sieht ohne die Bauchmuskeln auch immer noch nicht richtig straff aus. Mit dem Training der seitlichen Bauchmuskeln schiebt man die Geraden aber auf Dauer wieder an seinen alten Platz. 🙂

2. Die optische Veränderung des Körpers nach der Schwangerschaft

Das ist leider ein Fakt, der einem von Niemandem vorhergesagt werden kann, inwieweit sich Dein Körper durch die Schwangerschaft verändert. Nur eines ist denke ich sicher: Bei keiner Frau sieht er nach der Geburt eines Kindes noch so aus, wie davor. Bei mir z.B. ist die Haut an meinem Bauch nicht mehr so fest, mein Bauchnabel sieht vergrößert aus. Ich habe direkt über dem Bauchnabel einen tieferen, größeren Schwangerschaftsstreifen (dafür aber auch nur den…). Wie sich meine Brüste nach dem Stillen verändern werden, kann ich aktuell noch nicht sagen. Ich fürchte aber, dass es mir so gehen wird, wie den Meisten: Sie werden kleiner werden wieder (ich hatte immer kleine) und leider sich auch nicht mehr so fest anfühlen. 🙁 Mein Körper sieht nun eben aus wie der einer Frau, die Mutter ist und ein Kind zur Welt gebracht hat. Ich versuche mich damit zu trösten, dass ich dennoch stolz auf meinen Körper sein kann. Er hat ein Wunder vollbracht und unfassbares die letzten Monate geleistet: Er hat mein Kind zur Welt gebracht!

3. Das körperliche Gefühl nach der Geburt

Puh, also das war ein wirklich seltsames Gefühl. Mein Bauch hing seltsam kraftlos herunter wie ein halb aufgefüllter Gymnastikball, der seine Luft verliert. Er fühlte sich ganz schwammig an so ohne Baby. Und ich fühlte mich dadurch wie eine Hülle, deren Füllung herausgenommen worden war. Meine Vagina und mein Beckenboden (seit der Geburt weiß ich nun wirklich was das ist und wie groß dieser ist) fühlten sich unfassbar überdehnt an. Vorallem meine Vagina war sehr, sehr wund, brannte und fühlte sich stark ausgeleiert an. Es ist ganz schwer zu beschreiben. Ich hatte das Gefühl, als könnte alles nun einfach aus mir herausfallen, wie wenn ich immer noch weit geöffnet wäre. Ich konnte mich nur schwer von a) nach b) bewegen, gebückt wie eine alte Frau und so fühlte ich mich auch – sehr alt und kraftlos. Und das sitzen, tat wahnsinnig weh und ging zu Anfang kaum. Ja die ersten ca. 48 Stunden waren körperlich echt hart.

auf diesem Bild bin ich zusehen mit meinem leeren Babybauch nach der Geburt
Mein Körper nach der Geburt

4. Wasserlassen schmerzt in der Regel mindestens die erste Woche

Ich hatte an beiden inneren Schamlippen einen tiefen Riss, der genäht werden musste. Dadurch, und weil ich denke dass man generell wund ist, brannte das Wasserlassen. Dagegen hilft mit einem großen Becher kaltes Wasser während dem Wasserlassen über die Vagina laufen zu lassen… Ich habe mich immer sehr seltsam dabei gefühlt. Lustigerweise hat mein Mann nie gefragt, warum plötzlich einer unserer großen Messbecher auf der Toilette gefüllt mit Wasser immer stand 🙂

5. Das emotionale Empfinden nach der Geburt

Wahnsinn, was für ein Gefühlsstrudel danach in einem tobt! Ich war so unfassbar stolz auf mich und meinen gerade so stark geschundenen Körper. Das Gefühl in mir wollte am liebsten laut in die Welt hinausrufen: „Ich habe ein Baby zur Welt gebracht. Ein neues Leben! Ich allein!“ (Natürlich mit Unterstützung von meinem Mann) Und so fertig ich war von der Geburt, ich konnte nicht schlafen. Sovieles musste ich verarbeiten und so aufgeregt war ich immer noch über das, was ich erlebt hatte. Die Geburt meines Sohnes hatte für mich etwas, das nur ein Wort beschreiben kann: Es war URGEWALTIG! Leben und Tod hängen in diesem Moment ganz stark beieinander, wie Freunde, die sich fest umarmen in einem Sturm. Ich habe es deutlich gespürt. Es war etwas so uraltes in diesem Vorgang der Geburt, etwas so Mächtiges und Großes – es war unglaublich!

hier sieht man eine Leuchttafel zur Geburt mit dem Text: Job Done - Hi Baby!



6. Die Geburt an sich muss verarbeitet werden

Ich habe wirklich Wochen gebraucht um dieses Erlebnis zu verarbeiten. Es war schon irgendwie eine Art Trauma – nicht negativ gesehen. Dennoch gingen die Bilder in mir auf und ab. Besonders intensiv waren für mich die Momente der Austreibungsphase. Ich habe mich da auf eine Art nocheinmal neu kennengelernt. Ich hatte keine Ahnung welch große Stärke ich in mir hatte, um diese Phase durchzustehen, welche Urschreie dabei meinen Mund verlassen würden, nur um den Schmerz zu ertragen. Wie ich dennoch in mir drin wusste, mit einer absoluten Gewissheit, dass ich das alles ertragen würde, solange ich meinen Sohn selber, ohne Kaiserschnitt, gesund und lebendig zur Welt bringen durfte. Aufgeben war für mich absolut keine Option. Auch eine PDA nicht, da der Schmerz ja seinen Sinn hat: Er leitet einen durch die Geburt und sagt Deinem Körper wie Du Dich bewegen musst und wann es soweit ist zu pressen. Mit einer PDA ist es wohl eher vergleichbar als würde man versuchen halb (Gefühls-)blind ein Kind zur Welt zu bringen. Das Bild, wie der Ansatz des Kopfes meines Sohnes aus mir herausschaute, werde ich ebenso nicht vergessen. Ich muss ehrlich zugeben, ich wollte es nicht sehen. Aber die Hebamme meinte es würde mich zusätzlich antreiben….mh ja…mich hat es ehrlich gesagt vorallem schockiert alles so gedehnt zu sehen. Aber das empfindet sicher jede anders.

7. Wie sich der Wehenschmerz anfühlt

Bei jeder Frau ist ja der Geburtsschmerz individuell und auch welche Phase der Geburt für Sie besonders schwer ist. In meinem Fall war die Austreibungsphase, die noch dazu länger als „normal“ ging, die Schwerste. Meine Schreie dabei werden wohl mein Mann und ich nie vergessen. Man sagt, dass man kein Schmerzgedächtnis hat. Und ja, das stimmt zum Glück. Dennoch weiß ich noch genau, dass sich diese Phase so anfühlte, als würde ich von Innen zerrissen werden. Diese Phase dauerte bei mir glaube ich fast zwei Stunden – normal (wenn man von Normen bei einer Geburt sprechen möchte) ist eigentlich nur bis zu einer Stunde.
Auch wenn ich von meiner Warte aus sagen kann, dass ich nun weiß, dass der Geburtsschmerz bei mir wirklich extrem war, bin ich stolz diesen ohne PDA etc. ausgehalten zu haben und würde es wieder tun. Man braucht den Schmerz nunmal dringend, da der Körper durch diesen geleitet wird, wie er sich bewegen muss, welche Haltung man einnehmen muss, damit die Geburt gut verlaufen kann.

8. Die Stärke des anfänglichen Wochenflusses

Ja pfui, was für ein Thema. Aber da muss man durch. Am Anfang verliert man nach einer Geburt wirklich viel, viel Blut. Ich konnte es mir nicht vorstellen. Ich wusste, dass man Binden braucht, die gerne „Surfbretter“ getauft werden. Diese sind wirklich riesig und dick. Ich weiß nach wie vor nicht, wo ich diese am Besten beziehen sollte. Derartige habe ich wirklich nur im Krankenhaus gesehen. Absolut nötig sind auch so Unterlagen für die Matratze, um diese zu schonen. Einmalwickelunterlagen oder welche für Menschen mit Inkontinenz sind geeignet dafür und nötig, da man soviel Blut anfangs verliert, dass keine Binde der Welt das Anfangs halten kann. Tipp: Packt euch mehrere Schlafanzughosen/Nachthemden ein….Und nicht erschrecken: Wenn man aufsteht kommt besonders viel Blut, sogar in großen „Klumpen“ aus einem heraus. Ich möchte nicht erzählen, wie das Bad im Krankenhaus einmal nach einem Toilettengang von mir aussah…

9. In Kliniken müssen die Phasen der Geburt in bestimmte Zeitfenster/Schemata passen

Meine Austreibungsphase hat wie gesagt besonders lange gedauert. Daher steht nun in meinem Mutterpass, dass ich einen Geburtstillstand hatte. Der zuständige Chefarzt erklärte mir, dass wenn eine Geburt in der Austreibungsphase länger als exakt eine Stunde dauern würde, das System automatisch im Mutterpass ausfüllt, dass man einen Geburtstillstand hatte. Ich verstehe einerseits, dass in Kliniken so gedacht wird, damit besser eingeschätzt werden kann, wenn eine Geburt zu lange dauert und gefährlich für das Kind wird. Jedoch finde ich es dennoch ein Unding eine Geburt in Raster zu legen, da wirklich jede Geburt individuell verläuft und auch soviel die Rahmenbedingungen ausmachen.
So haben mich z.B. in der Klinik oft viele Dinge während der Geburt gestresst. Stress wiederum löst Adrenalin aus und Adrenalin kann zu einem Geburtsstillstand führen. Ich vermute, dass daher meine Austreibungsphase sich so sehr in die Länge gezogen hat.

10. Der Spiegel ist nach einer Geburt lange nicht Dein bester Freund

Im Grunde kann ich nur den Tipp geben: Schau Dich so lange wie möglich nach der Geburt nicht allzu intensiv im Spiegel an. Und vorallem nach einer natürlichen Geburt bloß nicht (!!!), ich wiederhole noch einmal: bloß nicht (!!!) mit einem Spiegel die Vagina begutachten. Ich habe es einmal kurz getan und musste weinen. Im Nachgang hätte ich mir das einfach sparen sollen. Untenrum sieht mittlerweile nun wirklich wieder alles normal aus. Vermutlich, wenn man mal von der noch etwas sichtbaren Naht an den Schamlippen absieht, sogar wie vorher.
Der Rest meines Körpers sieht auch 5 Monate später noch nicht so aus, wie ich ihn kannte. Mich nackt im Spiegel zu betrachten ist zwar mittlerweile nicht mehr ganz so schlimm, wie in den ersten Tagen (ganz schlimm…) und auch Wochen nach der Geburt. Ich habe sogar auf der Waage wieder mein Gewicht erreicht, welches ich vor der Schwangerschaft gehabt habe. Nur die Optik passt noch nicht dazu.

11. Sich wieder als (attraktive) Frau wahrzunehmen nach der Geburt kann schwer sein

Nach der Geburt meines Sohnes habe ich mich nur noch wie eine Mutter gefühlt. Sicherlich hat da entscheidend auch die Optik mit dazu beigetragen, dass ich mich nicht als begehrenswerte Frau mehr wahrnehmen konnte. Aber auch mein generelles Körpergefühl hatte sich verändert. Ich habe 3 Monate gebraucht, um mich wieder neu zu finden und mich wieder als eine richtige Frau zu fühlen. Manchmal bereitet es mir aber jetzt noch Schwierigkeiten.

Fazit

Unabhängig von den vielleicht nicht so schönen Dingen über die ich hier berichte, kann ich dennoch klar sagen, dass ich wieder natürlich entbinden würde und nichts anders machen würde. 🙂

Auf eine Sache konnte ich mich ebenfalls nicht vorher vorbereiten: die unfassbar tiefe und innige das komplette Herz erfüllende Mamaliebe, die ich nun für meinen Sohn empfinde. ♡


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1 Comment

  1. 15 Ideen die Schwangerschaft kreativ zu verkünden - Mädelsplausch 08/05/2019 at 21:14

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